„Es ist klar, dass die entscheidende Form
im Umgang mit den Dingen nichts ande-
res als die Berührung sein kann. Und da
es so ist, sind Berührung und Kontakt die
unbedingt wichtigsten Faktoren in der
Struktur unserer Welt“ (ORTEGA Y
GASSET)1.
Berührung ist ein sehr komplexes und bedeutsames Phänomen in unserem Leben. „Ohne den
Tastsinn", „wüssten wir nicht mal, dass wir existieren“ (Grunwald 2017 - Haptikforscher). Berührung ist ein
Grundbedürfnis wie Hunger, Durst und Schlaf.
Sexualität ist sekundär, da
sie nicht unmittelbar überlebenswichtig ist. Die Tatsache, dass Berührung überlebenswichtig ist, wir sie nicht alle erfahren können oder einfordern möchten, führt
dieser Mangel an Berührungen im Alltag zu Ersatzlösungen (Massagen).
„Einige Menschen verwechseln den Hunger der Haut nach Berührungen mit nervöser Unruhe, Einsamkeit oder dem Hunger des Magens. Im Großen und Ganzen befriedigen wir unseren Hauthunger, ohne überhaupt zu wissen, was das ist, wonach wir uns sehnen. Wir versuchen dieses Bedürfnis durch Essen, Medikamente
und Vergnügungen zu befriedigen oder indem wir uns in die Arbeit stürzen, uns sonst irgendwie beschäftigen, durch Gespräche und wahllose Geschlechtsbeziehungen. Trotzdem bleibt dieses Verlangen nach der grundlegendsten Form der Kommunikation bestehen – das Bedürfnis nach Berührung“ (Davis
1994, 111-112).
Eine der Hauptfunktionen des Tastsinnes besteht darin, dass wir uns in jedem Moment unserer körperlichen Existenz bewusst sein können. Der Körper wird ganzheitlich betrachtet und gilt als ,Zuhause‘ der Seele. Durch ganzkörperliche liebevolle Berührungen, die in
einem Zustand der Achtsamkeit, d.h. der nicht wertenden Wahrnehmung durchgeführt werden, werden Selbstheilungsprozesse in Gang gesetzt, die unter die Haut gehen und den ganzen Menschen ,berühren‘. Ich wurde gefragt, wie es denn möglich sein kann, als Mann, im Rahmen einer vierhändigen Massage nicht erregt zu sein und wie andere Männer in diesem Zusammenhang denken. Diese Frage kann ich nicht für alle Männer beantworten, da ich eine Frau bin. Ich möchte aber meinen, unseren Ansatz als Anwenderinnen teilen. Persönliche Erregung in welcher Form auch immer ist natürlich und gehört zur Existenz dazu. Wir verurteilen nicht, wir begleiten nur. Es kommt auf die Absicht an, auf die Erwartung, die Vorstellung oder auch die Unsicherheit, die Gedanken entstehen lassen und ihnen ein Bild geben. Auch in diesem Fall begleiten wir nur und lassen dich, deine ganz persönliche Erfahrung machen. Ganz wahrscheinlich sind in der Berührung viel mehr
Möglichkeiten enthalten, als wir bisher entdeckt haben, die ein Gehalten sein schenken. Es wäre möglich unsere Wahrnehmung zu erweitern unseren Blick zu vergrößern,
würden wir herzerfüllte Berührung lernen; dadurch wären vielleicht auch neue Erkenntnisse möglich. Eine neue Absicht, mehr Sicherheit und das gute Gefühl für sich selbst und die eigene Körperwahrnehmung.
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